SCHREINEREI BÜSCHER (JETZT FLEIGE)
An dieser Stelle stand schon seit Ende 1600 ein Haus. Es wurde als Kotten bezeichnet. Zu Anfang gehörten 4 Morgen Land zum Haus. Die Besitzer wechselten mehrfach.
Von diesem Haus ging am 1. Dezember 1712 morgens gegen 7 Uhr  ein Brand aus, der auch die Nachbarhäuser Hüser und Huthmacher in Schutt und Asche legte.
1834 gab es in einem separaten Anbau eine Schmiede. Das heutige Gebäude wurde 1844/45 errichtet. 1888 wurden die Stallungen zu Wohnzwecken umgebaut. Die Schmiede wurde 1924 ein Stück aus der Straßenschlucht zurückgebautund um eine Etage erhöht.
Der Name Büscher taucht erstmals 1895 auf. Johann Büscher sen., der Schreinermeister war, stammt von der Familie Büscher aus dem Hülsdau, die dort neben der Landwirtschaft auch eine Schreinerei hatte. Im Anbau wurde eine Schreinerei errichtet, die nach einigen Jahren vom Sohn Johann übernommen wurde. Vor 1932 hatte Johann Büscher einen neuen Schreinereibetrieb neben der Kaplanei, damals Marler Str. 14, jetzt REWE Feldmann, gebaut, die Wohnung im Dorf aber behalten. Der dortige Schreinerbetrieb wurde später mitsamt Grundstück an die Bäuerliche Bezugs- u. Absatzgenossenschaft Polsum verkauft. Diese verlegte dann ihren Betrieb von Nelskamp dorthin.
In die leerstehende Werkstatt im Dorf konnte die 11-köpfige Familie Wüller einziehen, als ihr Haus am 23. April 1932 abgebrannt war.
Etwas 1934 wurde die Werkstatt zu einer Wohnung umgebaut. Im Anbau und im Erdgeschoss gab es einen Obst- und Gemüseladen (Flips / Reydt), an dessen Stelle später ein Floristikbetrieb trat.

Pumpe am Haus im Dorf
Wie an vielen Häusern im Dorf, befand sich am Haus eine Pumpe. Sie steht heute noch dort. 

Tätigkeit als Barbier
Wie das früher häufig üblich war, betätige sich Johann Büscher neben seiner Hauptbeschäftigung auch noch anderweitig. Nach Feierabend und meistens an den Wochenenden rasierte er den Männern die Köpfe und stutzte die Bärte. Am Haus angebracht war das bekannte tellergroße Silberschild zu sehen. Diese Tätigkeit ging bis etwa 1939. Inzwischen (1935) war im Haus Wüller ein Herrensalon eingerichtet worden.

Kindermann, der Nagelfritz
Wer war das? Johannes Maria Röhling hat in seinem Buch „Unser Kirchspiel Polsum" hierzu etwas aufgeschrieben. Friedrich Kindermann aus Berlin vom Kupfergraben war auf Wanderschaft und hatte in Polsum eine Heimstätte gefunden. Er lebte in diesem Haus und richtete eine Werkstatt ein. Was er genau machte, ist nicht bekannt. Weil er „Nagelfritz" genannt wurde, kann daraus geschlossen werden, dass er etwas mit Nägeln zu tun hatte, also in dieser Weise tätig war. Mit Gott hatte er wohl nicht viel im Sinn. Aber er soll 1855 die Mission in Polsum mitgemacht und dabei zum Glauben zurückgefunden haben. Kindermann verstarb im Jahre 1887. Seine Ersparnisse stiftete er für ein großes Kreuz, das auf dem Kirchplatz aufgestellt wurde. Weil der Neubau der Bartholomäus-Kirche anstand, wurde dieses Kreuz am 25. Juni 1963 von der Baufirma Willi Erwig als 3. Stationskreuz der großen Feldprozession im Polsumer Feld am Hellweg wieder aufgestellt, wo es sich noch heute befindet. Bei der Umsetzung des Kreuzes wurde im Hohlraum des Sockels in einer Flasche eine Stiftungsurkunde gefunden. Sie hatte folgenden Wortlaut:

Polsum, den 13. März 1888. Dieses Kreuz ist von einem Junggesellen, gebürtig aus Berlin, bei der Mission 1855 nach Polsum gekommen, geschenkt worden.
H. Schulte Terboven  Vorsteher
Th. Hantrop               Maurer
H. Rademacher         Maurer
Fr. Bruns                   Zimmer
W. Heuver                 Zimmer
Fr. Huthmacher         Postagent
Pastor Deckenbrock
Küster C. Heitfeld
Aug. Bertlich gen. Eveking
Vorsitzender der Gesellschaft Eintracht
Stanis Wegener
W. Sender
Am 9. März 1888 ist unser Kaiser Wilhelm der erste gestorben. Dieses Kreuz wurde von den Gebrüdern Krüskemper in Dorsten angefertigt.


zurück
Share by: