GEMEINDEDREIECK / DORFPLATZ
Der Dorfplatz und das Pfarrhaus
Der Grund und Boden, auf dem das Wohn- und Seniorenzentrum steht, gehörte zum Pfarrfonds der Kirchengemeinde. In früheren Zeiten war es in Polsum so, dass der Pfarrer einen landwirtschaftlichen Betrieb wie ein Bauer hatte. Er war somit Selbstversorger und bekam kein Gehalt. Wohl hatten die Leute für den Pfarrer Abgaben zu leisten. Das Polsumer Pfarrhaus stand etwa 200 m vom Dorf entfernt. 1960 wurde das alte Haus abgebrochen und dafür ein neues Haus gebaut. Es steht noch heute, ist aufwändig renoviert und wird für Wohnzwecke genutzt. Beim Bau des großen Kolpingheimes waren Grundstückstausche mit der Polsumer Gemeinde erforderlich. Hierdurch wurde die Gemeinde Polsum Besitzerin des jetzigen Dorfplatzes.

Wegeverhältnisse früher
Die Marler Straße / Polsumer Straße wurde um 1880 gebaut, danach dann auch die Eichen-Allee als Weg zum Pfarrhaus. Vorher ging der Weg vom Dorf her über den Brüggenpoth, dann rechts ab über Wiesen zum Pfarrhaus.

Nutzung des Geländes
Bevor die Straße nach Marl 1880 gebaut wurde, wurde hier Landwirtschaft betrieben. Nach 1880 entstanden an der rechten Straßenseite nach Marl hin Bauplätze, die nach und nach bebaut wurden. An der linken Seite wurde eine größere Gartenanlage angelegt. Man nannte sie "Im Paß". Etwa sieben Familien aus dem Dorf hatten hier ihren Hausgarten.

Regen-Vorhalte-Becken
Etwa um 1900 wurde mit der Kanalisierung des Dorfes begonnen. Bis dahin hatte man sogenannte Regen-Vorhalte-Becken, die bei starkem Regen die Wassermassen erst einmal auffingen. Auch hatten fast alle Straßen Gräben. Etwa dort, wo jetzt der Dorfplatz ist, befand sich das Becken. Die Vertiefung betrug etwa 2 m. Für die Kinder war es eine großartige Spielwiese. Um 1935 wurde diese Vertiefung mit Schutt aufgefüllt und eine Rasenfläche angelegt, welche die Gemeinde Polsum pflegte (Eigentümerin war immer noch die Kirchengemeinde). Anfang des zweiten Weltkrieges (1939) wurde von der Gemeinde ein Erdbunker an der Gartengrenze gebaut, der bis Kriegsende bei Fliegeralarm von vielen Dorfbewohnern aufgesucht wurde. Lange Zeit nach dem Krieg waren die beiden Eingänge des Bunkers offen und boten für die Dorfjugend eine Gelegenheit zur Erkundung.

Bebauung
Als es nach dem Krieg darum ging, einen neuen Kindergarten zu bauen, stand von Seiten der Kirchengemeinde fest, diesen in Dorfnähe zu bauen. Die Versuche, den Kindergarten am Ort des heutigen Dorfplatzes zu bauen, scheiterten an der Planung der Landesstraßenbaubehörde, die hier eine Umgehungsstraße bauen wollte. Daher wurde der Kindergarten am Brüggenpoth 16 errichtet. Es dauerte Jahre, bis die Pläne für die Umgehungsstraße vorlagen. Diese stießen auf heftigen Widerstand der Bevölkerung mit über 100 Klagen. Bei einer Zusammenkunft mit Vertretern der Straßenbaubehörde, des Gemeinderates und Bürgermeister Eckerland stellte sich heraus, dass es keine Akzeptanz für diese Straße geben würde. Die Dokumentation des jahrelangen Streits und Pläne der Umgehungsstraße befinden sich beim Heimatverein und können auf Wunsch eingesehen werden.
Mit dem Bau des Wohn- und Pflegezentrums und der Neugestaltung des Dorfplatzes durch den Heimatverein bekam der Platz sein heutiges Aussehen.
 
Hinweis zur Müllentsorgung
Eine Müllabfuhr, wie man sie heute kennt, gab es früher nicht. Jede Familie hatte den anfallenden Müll selbst zu entsorgen. Was nicht kaputt war, warf man nicht weg, man sammelte alles, weil man es ja vielleicht noch mal gebrauchen könnte. Plastikverpackungen waren unbekannt. Ware, die man einkaufte, wurde - wenn überhaupt - in Papiertüten verpackt. Z.B. ging man auch mit der leeren Ölflasche zum Laden, um sie wieder mit Öl befüllen zu lassen. Das war auch so, wenn man Rübenkraut holte, den man hier in Polsum bei "Emils“ bekam, wenn man ein leeres Glas mitgebracht hatte.
Toilettenpapier, wie heute, kannte man nicht oder man konnte es sich nicht leisten. Den Kohleherd, die einzige Heizstelle in der Wohnung, zündete man mit Spänen an, die man vom Schreiner geholt hatte. Die anfallende Asche benötigte man, um die Löcher auf den Gehwegen oder im Hof zu füllen. Es verblieb somit nur wenig Müll.
An jedem Gebäude hatte man einen Bereich, wo der Restmüll gesammelt wurde. Bei Bedarf wurde alles durch ein Sieb gegeben. Das vermeintlich Gute wurde im Garten verteilt. Es war somit Dünger. Der Rest, zerbrochene Gläser usw. wurde unter Sträuchern im Garten vergraben.
Die erste Müllkippe in Polsum war das Verfüllen des Vorhaltebeckens, dort, wo jetzt der Dorfplatz ist.

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