ALTE SCHULEN
Vorgeschichte
Knabenschule brannte
Bartholomäusschule wurde gebaut
Was passierte mit der Mädchenschule?
Was passierte mit der Knabenschule?
zurück
Vor gut 200 Jahren war die Hälfte der deutschen Bürger noch Analphabeten. Dadurch erklären sich auch die unterschiedlichen Schreibweisen der Familiennamen. Auch wurde in den Familien fast ausschließlich plattdeutsch gesprochen. Erst nach und nach änderte sich dies.
Anfänglich gaben Personen, die etwas gebildeter waren, ihre Kenntnis anderen Personen weiter. Dazu zählten damals z.B. der Ortsvorsteher und der Küster, die erste Unterrichtsstunden erteilten. Alles war freiwillig.
Wie war es in Polsum?Anfänglich gaben Personen, die etwas gebildeter waren, ihre Kenntnis anderen Personen weiter. Dazu zählten damals z.B. der Ortsvorsteher und der Küster, die erste Unterrichtsstunden erteilten. Alles war freiwillig.
In den Kirchenbüchern um 1700 ist zum ersten Mal von der Schule die Rede. 1718 wurde ein Schul-Organistenhaus auf dem Kirchhof eingesegnet. Erster Schulmeister war ein Herr Kock aus Dorsten. Bis 1919 bestand keine Schulpflicht. In der Regel nahmen die Kinder damals von Juni bis November nicht am Unterricht teil, weil sie das Vieh hüten oder Feldarbeiten verrichten mussten. Trotz der Vielzahl der Schüler - es wurde sogar in 2 Schichten vormittags und nachmittags unterrichtet, hatte der damalige Gemeinderat stets eine Schulerweiterung abgelehnt. Erst auf Anordnung der Königlichen Regierung wurde eine Mädchenschule mit einer Klasse gebaut, weil es damals schon über 150 Schüler waren und nach damaligen Vorgaben eine Schule nur bis 100 Schüler haben durfte. Der Grundstein zum Neubau wurde am 10. März 1879 gelegt. Bürgermeister war damals Schulte-Terboven. Ab 1880 wurden die Schüler getrennt unterrichtet, die Jungen in der Knabenschule und die Mädchen in der neuen Mädchenschule.
Beim Dorfbrand am 24. April 1901 wurde auch die Knabenschule vernichtet. Weil die Mädchenschule vom Brand verschont blieb, besuchten auch die Jungen die Mädchenschule. Es war ein Behelf, weil ja nur ein Klassenraum für über 150 Kinder vorhanden war. Viele Unterrichtsstunden fielen aus, obwohl auch nachmittags unterrichtet wurde. Ab Anfang 1902 konnte die wiederaufgebaute Knabenschule wieder genutzt werden.
Im Jahre 1928 wurde an der Ecke Im Breil / Dorfstraße eine neue Schule gebaut, die am 28. Juni 1928 eingeweiht wurde. Seitdem wurden beide Schulen, die Knabenschule und die Mädchenschule, für Schulzwecke nicht mehr gebraucht.
Im Obergeschoss wohnten die Lehrerinnen Elisabeth und Johanna Schmeing, beide ledig. Später zog die Nachfolgerin Fräulein Söbke (geb. am 06. Februar 1901) dort ein. Vor Abbruch dieser Schule verzog Frl. Söbke zum Brüggenpoth 38. Dort hatte der Bauunternehmer Willi Erwig ein "Lehrerhaus" gebaut. Bis etwa 1934 wohnte im Erdgeschoss eine Familie Neumann. Die unteren Räume des Hauses wurden in der NS-Zeit in ein Partei-Büro umfunktioniert, wie man es nannte. Nach dem Krieg wurden die unteren Räume wieder für Wohnzwecke genutzt. 1966 wurde das Gebäude für den Neubau der Kirche abgerissen.
Die oberen Räume wurden wie bisher als Lehrerwohnungen genutzt. Hier wohnten u. a. die Lehrer Meteling und Schröder. Auch Pfarrer em. Werner Schröder, der jetzt in Haltern lebt, wohnte in diesem Haus. Die freigewordenen unteren Klassenräume wurden als "Jugendheim“ genutzt. Die Polsumer Kolpingsfamilie, die am 15. Januar 1933 gegründet worden war, hielt zunächst ihre wöchentlichen Versammlungsabende hier im Jugendheim ab. Sie wechselte Anfang 1934 zur Gaststätte „Zur Post" bei Tante Ichen. Sie musste die Räume auf Druck der NSDAP aufgeben, weil diese die Räume für ihre Zwecke beanspruchte. Hier wurden nun Jungvolk, Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädel (BDM) untergebracht. Die nach dem 2. Weltkrieg freigewordenen unteren Räume bewohnten die Familien Theodor Averdung und Frau Tewes, die bei Kriegsende ihre Wohnungen durch Brand verloren hatten. Auch richtete der Friseurmeister Spurka hier einen Friseur-Salon ein. Der Eingang war von der Straßenseite. Die ehemalige Knabenschule wurde 1966 abgerissen. Die Mieter zogen in andere Wohnungen bzw. hatten neu gebaut, der Friseur-Salon zog zur Kirchstraße.
Häuser wurden für neue Kirche abgegeben
Die Planungen für die heutige Kirche begannen Anfang der 1960er Jahre. Ein Gutachtergremium hatte vorgeschlagen, die neue Kirche dort zu bauen, wo sich die alten Schulen befanden und anschließend die alte Kirche abzureißen. Der Polsumer Gemeinderat erklärte sich dazu bereit. Es wurde ein Grundstücksaustausch vorgenommen. Der damalige Bürgermeister war Franz Emschermann. 1966 wurden die Gebäude abgerissen. Die neue Kirche wurde am 24. August 1968 vom damaligen Bischof Dr. Höffner (Münster) eingeweiht.