HAM LEO / KRUKENBERG - HAUS AM TURM
Auf diesem Grundstück stand schon seit 1667 ein Haus. Der Teil zum Kirchplatz hin besteht aus Fachwerk, der andere Teil zur Kolpingstraße hin ist zum großen Teil massiv und unterkellert. Es wurde verschiedenartig genutzt. Auch wechselten mehrmals die Besitzer. Gegen 1882 errichtete Bäckermeister Wilhelm Huthmacher sen., eine Bäckerei. Man nannte ihn auch „Ham Wilm". Seit etwa 1930 wurde der Betrieb von Leo Huthmacher geführt. Ihn nannte man „Ham Leo“. Neben der Bäckerei wurden im Laden Brot, Zwieback, Knabbeln, Beschüte, Plätzchen, lange Schnitten und dergleichen verkauft, und zwar von der Schwester „Tante Mia", wie man sie nannte. Leo verkaufte das Haus nach kurzer Zeit an den Wirt Wilhelm Eppmann in Buer, führte den Betrieb aber bis in die 1960er Jahre weiter.

Begebenheiten am Feierabend
Strom gab es in Polsum erst ab 1920-1922. Die Straßenbahn fuhr erst ab 1926. Nur wenige Familien besaßen ein Radio. In ganz Polsum gab es bis etwa 1935 nur zwei Telefone: bei Stiel-Hüser und in der Gastwirtschaft Heitfeldt. Während der NS-Zeit 1933 - 1945  gab es nur eine Zeitung - „Die National-Zeitung". Werbungen waren verboten. Um etwas Neues zu erfahren, war man auf Mund-Propaganda angewiesen. Es war Brauch, nach Feierabend, wenn das Vieh versorgt und die Kinder zu Bett waren, dass man sich noch auf einer Bank oder in der Laube auf dem eigenen Hof oder in der Nachbarschaft traf. Bei beginnender Dunkelheit im Sommer gab es „Begleitmusik“, die „Ham Wilm sen.“ auf seiner Querflöte in stimmungsvoller Weise zum Besten gab. Die halbstündige Musik war gleichzeitig eine wunderbare Einstimmung auf den bevorstehenden Schlaf. Es ist nicht bekannt, dass Beschwerden kamen. 
Lebensmittelladen wird eröffnet
1932 übernahm Maria Hennigfeld den Laden und betrieb ein Lebensmittel- und Feinkostgeschäft. Ihr späterer Ehemann, Richard Krukenberg, besaß ein Dreirad-Fahrzeug. Mit diesem kam er donnerstags nach Polsum und verkaufte rohe Fische (Heringe, Schellfische usw.), die im Eis lagen. Die Dorfbewohner haben dies freudig aufgenommen. Nach der Heirat legten beide den Verkauf zusammen.

Anmerkung: R. Krukenberg besaß keinen Führerschein, Für solche Fahrzeuge mit geringem Hubraum war er auch nicht erforderlich. Zwei Anekdoten sollen hier aber nicht unerwähnt bleiben. Eine sonntägliche Spazierfahrt sollte ins Grüne gehen. Auf dem Beifahrersitz saß seine Mutter und seine damals Verlobte und eine Schwägerin nahmen auf der Ladefläche Platz. Der Motor lief, aber das Fahrzeug bewegte sich nicht. Nach mehreren Versuchen kam der Befehl: „Mutter du musst aussteigen, du bist zu schwer." Mutter stieg aus, aber nie wieder ein. Nach Lösen der vergessenen Handbremse lief auch das Fahrzeug.
Beim Transportieren von Waren kam Krukenberg von der Straße ab und landete mit seinem Dreirad kopfüber im Graben. Mit Hilfe kräftiger Männer wurde das Fahrzeug wieder auf die Räder gestellt und es konnte weitergehen. Unter den geladenen Waren befanden sich auch 2 Kisten mit Eiern - man sprach von 300 Stück -, die zu Bruch gingen. Später erzählten Krukenbergs, dass sie nach der Reinigung des Fahrzeugs noch nie so viel Rührei gegessen hatten wie damals.

1963 verkaufte Wilhelm Eppmann das Haus wieder an Maria Krukenberg. Nach Aufgabe des Ladens verkaufte Frau Krukenberg das Haus 1981.

Kirchengemeinde kauft das Haus

Ende der 1990er Jahre kaufte die Kirchengemeinde das Haus. 1999/2000 erfolgten eine Kernsanierung und der Umbau. Am 6. Oktober 2002 wurde das „Gemeindehaus am Turm“ eingeweiht. Im Erdgeschoss ist ein Veranstaltungsraum mit Küche und Toiletten, im Obergeschoss ist die Pfarrbücherei, im 2. Obergeschoss ist ein Gruppenraum.